Letztens auf Arbeit

Mittagessen - Lautstärke über dem Maß des Erträglichen. Sprachniveau weit darunter. Nerven ziemlich blank.

Und dann der Pol der Ruhe, der Mädchentisch. Eisern bewacht von den Damen. Dorthin rette ich mich. Dort werde ich geholfen.

"Oh, ist das heute laut. Ich geh gleich heim. Ich hab keine Lust mehr, hier zu arbeiten."

Da rollt die Catherine wissend die Augen und meint ... "Ja, kann ich verstehen. Bin ich so froh, daß ich kein Junge sein muß."

Wußte ich doch, daß mir da geholfen wird. Und wenn nur moralisch.

Letztes herzhaftes Lachen - mit Anna; war ein schönes Tag
Letzter Glücksmoment - mit ihr, verschlungen und gigggelnd und flüsternd am Rande der Großveranstaltung
Letzter Kuß - wunderbar feucht
Letzter Aha-Moment - immer wieder, wenn ich mich für`s Jetzt und Hier entscheide
Letztes Date mit Smilla - jetzt und hier - schnurrend an meiner Seite
Letztes Bedauern - als ich eine Freundin sah, mit der ich seit langen nicht mehr geredet habe und ich nicht wußte, wie ich diesen Zustand ändern kann
Letztes Mal "Das Leben ist schön" gedacht - jetzt und hier
Letztes Mal -

"Außerdem, so hatte Herr Jensen herausgefunden, war das Erklären eine der grundlegenden Eigenschaften des Menschen. Es schien fester Bestandteil des menschlichen Bauplans zu sein, so wie das Essen, der Schlaf und die Vermehrung. Selbst die wundersamsten Tatsachen wurden mit kühler Gelassenheit erklärt, und kam man doch mal an das Ende der Weisheit, dann konnte es passieren, daß die ganze Erde für alle Zeit per Gesetz zu einer Scheibe erklärt wurde unter Strafandrohung für jeden, der etwas anderes behauptete."

... und wer kann mir erklären, daß trotz allen Wissens und Verstehens doch Dinge passieren, von denen wir nicht wissen warum und nicht verstehen wofür?


Anmerkung für Gläubige - dies ist kein Beitrag zum Papstbesuch in Deutschland.

Großes Ereignis gestern in Frankfurt a.M. - OMAC Großmeister bei Prüfungen der neuen Schwarzgürtel

Die Highlights

Allgemeines Highlight - die jüngste Schwarzgürtelträgerin von "Frauen in Bewegung e.V." hat eine wunderschöne Prüfung gezeigt. Mädchenpower pur.

Ästhetisches Highlight: Ute Bernbeck mit ihrer Vorführung im Kreise der vier Elemente zur Prüfung zum 4ten Dan.

Animalisches Highlight: Nicole Rudner mit ihrer Affenperformence zur Prüfung zum 3ten Dan.

Kämpferisches Highlight: Langstockkampf der beiden Anwärterinnen zum 4ten Dan.

Persönliches Highlight: (Beton-) Bruchtest einer neuen Schwarzgürtelfrau mit pinklackierten und manikürten Nägeln.

Es lebe die Vielfalt! Herzlichen Glückwunsch an alle!

"Schau mal", sagte Sunny Graff gestern am Rande der großen Taekwondo Gürtelprüfung in Frankfurt zu mir.

Da stand er, der Award. Genauer der Oddset- Zukunftspreis des Hessischen Sportbundes für zukunftweisende Projekte. Er wurde dem Verein "Frauen in Bewegung" für erfolgreiche Arbeit mit Mädchen und für Gewaltpräventionsarbeit an Grundschulen verliehen und ist mit 4500 Euro dotiert. Zahlreiche Schulen, an denen die Kollegen (m/w) und ich waren seit das Projekt 2001 als Modellprojekt der Stadt Frankfurt startete.

Schön, dachte ich. Mehr als ideeller Lohn für idealistische Arbeit. Auch für meine Arbeit. Erntezeit.

... und dann gibt es noch Menschen, die brechen sich Teile ihres Körpers, von denen ich noch nicht mal weiß, daß es sie gibt. Oder gehört es zur Allgemeinbildung zu wissen, was ein Sesamknöchelchen ist?

"Das Klingeln des Weckers am nächsten Montag morgen war wie ein gleißendes Scheinwerferlicht, das die körperliche Erinnerung daran, was es hieß, zu früh aufzustehen, im Handumdrehen aus einer dunklen, vergessenen Ecke seines Gedächtnisses in den schmerzvollen Mittelpunkt seines Bewußtseins rückte. Zu früh aufstehen, das hieß, daß die Augen und Glieder schmerzten, daß Kopfkissen und Bett einen Sirenengesang erklingen ließen, das hieß Dunkelheit draußen und schlechte Laune drinnen. Und das alles, noch lange bevor Herr Jensen überhaupt mit dem Denken anfangen konnte."

Sonntag morgen ... gibt es überhaupt etwas schöneres? Augen langsam auf. Sonne vor dem Fenster und Frieden in der Luft. Katze schmusig und Morgenschiss mit Muse.

Sonntag morgen - und Jakob Hein so weise.

Ich liebe sie, diese Geschichtenerzähler. Die Freiheit mit der sie Alltägliches absurd und Absurdes alltäglich werden lassen. Die Freiheit mit der sie Realität entstehen lassen mit ihrem unbekümmerten eigensinnigen Blick. So wie wir alle die Freiheit haben die Farben und Dekoration unserer Realität selbst auszuwählen und sie umzugestalten. Und uns von altem Müll zu trennen.

Und ich zähl bis zehn, das Leben will einen ausgeben und das will ich sehen!

Jetzt und hier ... vielleicht dochmal aufstehen.

Irgendwie ist das ja alles komisch. Hier steh ich allein auf weiter Flur... das komplette Netz voll mit Millionen von Menschen (die Göttin weiß wer alles) und ich mittendrin mit so`nem Ding, das sich Blog nennt.
Also was will ich hier?
Gute Frage. Die erste Motivation ist, daß ich einfach wahnsinnig gerne schreib und die zweite, daß ich mir Gedanken über Dinge mache, die den Rahmen eines Smalltalks in meiner realen Umgebung machmal einfach sprengen oder zu verwirrten Stirnrunzeln beim zufällig ausgewählten Gesprächspartner führen. Und außerdem passt es so gut zu meinem Rapunzelleben im Elfenbeinturm ... weg von vielem und doch mittendrin. Ob sich hierfür irgendjemand interessiert?
Keine Ahnung. Aber vielleicht mache ich ja eine Frau aus Hamburg heute etwas glücklich.