11
Jan
2009

Frau Odenthal, Tatorte des Lebens und mehr

Ulrike-Folkerts

Klischeehaft genug liebe ich es allsonntäglich um 20.15 Uhr vor dem TV Platz zu nehmen um den wöchentlichen TATORT zu geniesen. Keine lästige Werbung, früh genug zu Ende um am nächsten Morgen die Woche ausgeschlafen zu beginnen und größste Spannungsgarantie.

Als regelmäßige Tatort-Schauerin freue ich mich, wenn in Frankfurt ermittelt wird, aber unschlagbar glücklich bin ich, wenn das Verbrechen in Ludwigshafen zugeschlagen hat, Frau Odenthal sich aus dem Bett wälzen muss und Kopper den Alfa anschiebt, um Schritt zu halten.

Aber es kann noch besser kommen wie an diesem Abend vor ein paar Jahren ... so gut war ein Tatort noch NIE!!!

Sehr zeitgemäß war der Tatbestand Stalking mit allem was dazugehört. Opfer ahnungs- und fassungslos, alle Spuren laufen in die falsche Richtung, denn der klassische Stalkingtäter agiert im Schäfchengewand, unauffällig und galant und völlig überzeugt in keinerlei Weise die Grenzen zur Illegalität zu überstreiten (Merke: "Stalking" wird erst seit 2006 strafrechtlich verfolgt)

Was wollte ich erzählen ...

Nach Verfolgungsgefühlen besucht unser Opfer (Frau) folgerichtig einen Selbstverteidigungskurs und damit wird es nun für mich auch aus beruflicher Sicht besonders spannend. Schlagwortartig hört Frau Odenthal bei den Ermittlungen vor Ort alle wichtigen Fakten der Selbstverteidigung für Frauen. Über diese gute Recherche hoch erfreut, lehne ich mich zufrieden zurück, nichtahnend, daß der Siedepunkt meines Fernsehabends damit noch nicht erreicht ist.

Die Handlung führt Frau Odenthal in den Dojang des Vereins, den das Opfer besucht und da traue ich meinen Augen nicht: diese Räume kenne ich.

Ich weiß, wie sie riechen, ich weiß, wie das Licht darin ist, ich habe darin 2 Jahre lang geschwitzt, gekämpft, diskutiert und gelernt. Der Spannungsbogen reißt fast, als ich im Hintergrund Regina Speulta und Petra Sparrer erkenne, die fleißig auf die Bratzen schlagen.

Das ist der Knüller: der Tatort ist in meiner realen Welt gelandet. Gute Locationscouts haben IN NAE, Frauenkampfkunstschule in Karlsruhe gefunden und somit den besten Ort, den ich kenne, um Authenzität zum Thema herzustellen.

Seit 1998 bietet INNAE-Regina Speulta die zweijährige Ausbildung zur Selbstverteidigungstrainerin nach Sunny Graff an und ist damit ein wichtiger Ort für Gewaltprävention, Professionalisierung und Vernetzung von Trainerinnen geworden.

Soviel Realität, ein spannendes Showdown, ein unnötig ärgerlicher Nebenhandlungsstrang mit lesbischer Trainerin als zeitweilige Hauptverdächtige und einem Täter, der als Versicherungsvertreter genügend private Informationen über sein Opfer hatte, um sie perfide und unauffällig zu bedrängen, ließen mich in dieser Nacht ausnahmsweise nicht früh schlafen. Aber das war es wert.

Daher: Sonntag heute, 20.15 ARD, TATORT

8
Jan
2009

2008 (2)

Und bevor das neue Jahr wieder voll in die Gänge kommt, nutze ich einen ruhigen Augenblick für mehr Rückschau.

Zu- oder abgenommen: Zugenommen, verdammter Mist, zugenommen.

Haare länger oder kürzer? Immernoch kurz, am kürzesten im Sommer.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger? Gleich! Falls sich etwas geändern haben sollte, habe ich es nicht bemerkt.

Mehr ausgegeben oder weniger? Da das ja abhängig ist von den Einnahmequellen, kann ich es nicht richtig einschätzen. Hatte ein paar unerwartete neue (Tshirtverkauf, Sponsoren), aber auch ein paar unerwartete Ausfälle durch abgesagte Kurse. Im Oktober war das Konto wie letztes Jahr ganz schlimm überzogen. Warum ist das immer so?

Der hirnrissigste Plan? Ich war dieses Jahr erstaunlich vernünftig.

Die gefährlichste Unternehmung? Pokerspiel mit Arbeitgeber ... denn ich wollte meine alten Vertragsbedingungen auf jeden Fall behalten. Ob diese Forderung gefährlich war, weiß ich nicht, doch ich vermute, daß meine Position recht gefestigt ist.

Der beste Sex? Ist leidenschaftlich, ergreifend, ausdauernd und mit ihr.

Die teuerste Anschaffung? Mist, habe auch dieses Jahr nicht in Kunst, Immobilien oder Schmuck investiert. Gebe das meiste Geld für Vergängliches aus.

Das leckerste Essen? Waren nicht die Maden im Indianischen Restaurant, sondern das vorzügliche Essen in der Schweiz.

Der ergreifenste Film? "The Bucket list" und "Caramel"

Das schönste Konzert Bucovina Club mit Shantel ín der Darmstädter Centralstation und die kleine Heinzmann (Sandra?)

Die meiste Zeit verbracht mit ...? Vermute mal wieder mit mir, mit Lachen und Tanzen, vorm Fernseher ... ein bißchen gruselig! Nicht mit viel Grübeln, zum Glück!

Die schönste Zeit verbracht mit ...? ... ihr im Urlaub. Bei schönsten Sonnenschein am schönsten Strand im schönsten Bundesland.

Vorherschendes Gefühl 2008? Planlosigkeit und Verliebtheit.

2008 zum ersten Mal getan ...? An Naturfels geklettert.

3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen? Erstens: ein Besäufnis im Oktober. Zweitens: Kurzzeitige Panikattaken. Drittens: Auseinandersetzungen mit Joshua.

Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte... ... war, daß ich Zeit habe.

Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat... ...war ein selbstgemalter Comic.

Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat? "Coux-coux, Du brauchst Entlastung. Ich besorge ein Bügeleisen und komm zu Dir."

2008 war mit einem Wort ... ein ausgewogen schönes Jahr.

22
Dez
2008

Relative Wirtschaftskrise

murakami01

Als ich gestern die obligatorischen Buttoms im Museumsshop bezahlte, wurde ich Zeugin, wie sich neben mir ein smarter Anfang 40er mit dem Verkäufer an der Kasse leger über die Preise der Orginaldrucke des Künstlers Murakami unterhielt und daß diese vor Ort viel günstiger wären als in Miami.

Ich wurde Zeugin wie er lässig ein Werk für 1500 Euro auswählte und die Kreditkarte über den Tresen schob. Den Hinweis, daß er für den Erwerb Mitglied im Verein der Freunde und Förderer des Museums werden müsse und daß der anfallende Mitgliedsbeitrag von 50 Euro sofort in bar fällig wäre, nahm er lakonisch hin.

Das ist also die Wirtschaftskrise, dachte ich mir.
Nächstes Jahr investiere ich auch in Kunst.
Ich kaufe mir ein Werk von Zsuzsa Klemm.

2008 - Nebel im Kessel - 2009

Beginn des Jahres: Das Jahr 2008 versank in der Silvesternacht plötzlich im dicken Nebel und so blieb es auch - völlig Plan-los. Wenig Perspektive, ohne großes Ego und so gut wie keine Richtung. Gleichzeitig war alles möglich.

Euphorie des Jahres: Tanzen, Tanzen, Tanzen und die nächtlichen Baggerseebesuche zur Abkühlung danach. Dank an Merlin und alle coux-couxs!

Überraschung des Jahres: Wildfremde Menschen bestellen T-Shirts von AzizA. Ich bin begeistert und schwelge im Überfluß. Nächster Plan ist ein Stand beim Designer Frohmarkt von Jan Blümerling auf dem Happy Germany Platz, Frankfurt.

Gewinne des Jahres: Da konnte ich mit Jean Michel Jarre und einem Besuch in der Alten Oper den Gatten beglücken und mich selbst und die Angebetete beim HR3 hautnah Konzert am 3.10.08 mit Huecco.

Beklemmung des Jahres: Überfiel mich im Oktober, als ich plötzlich an meiner Intuition zweifeln musste und meine Einsamkeit sich wie ein dunkler Teppich über mich legte. Kämpfe mit der Pubertät.

Ort des Jahres: Viva Colonia! koelner-dom

Flop des Jahres: Einige Kurse wurden abgesagt. Trotz der finanziellen Einbußen, war ich doch auch froh damit.

Tat des Jahres: Was nur eine kleine Liebeserklärung werden sollte, wurde zum öffentlichen Coming out. HR3 Land blieb gelassen, nur die Moderatorin hatte rote Flecken am Hals.

Begegnung des Jahres: Die geballte Power der Mädchen der Ernst-Reuter Schule in Dietzenbach! Ihr Lachen, ihre Stärke, ihre Verletzlichkeit und Offenheit haben mich sehr glücklich gemacht. Best course EVER!

Glück des Jahres: Wiederkehr der Muse und tausend Mal "Du".

Ausblick 2009:
Sprung ins kalte Wasser und Neujahrschwimmen in der Ostsee.
Sprung ins neue Lebensjahrzehnt!
1 und 1 zusammenzählen!
Leichtigkeit und viele Pläne.
Frohmarkt.
Hamburg besuchen.
Tante werden!
Glücklich sein!

1
Dez
2008

Die Schickse lacht

"Eure Religion gefällt mir ungemein", sagt ein Afro-Amerikaner zu einem Rabbi in New York, "und daher habe beschlossen, dem Judentum beizutreten."

Der Rabbi schüttelt nachdenklich den Kopf und erwidert: "Hmmm, das ist sehr nobel von Dir. Aber findest Du nicht, daß Du auch so schon genügend Probleme hast?"

3
Nov
2008

Queen Calavera, Hamburg

246170_Nqueen-calavera

Tischreservierung vormerken für 25.4.2009 ...

24
Sep
2008

Für die Muse

"Ihr sollt niemals aufhören zu leben ehe ihr gestorben, welches manchen passiert und ein gar ärgerliches Ding ist!"

Jacques Offenbach (1818-1880)

Musenkuss

dom-011

Kopf ausgeschaltet! Intuition gefolgt! Stille gelauscht! Sinne berauscht! Überraschend vertraut! Gesponnen! Neubegonnen?

23
Aug
2008

Merlin

merlin07 Merlin, Bukino Faso, 2007

... ist ein zauberhafter Lehrer, den ich 5 Tage in einem intensiven Tanztraining kennengelernt durfte.

Seine Schönheit, seine Herzlichkeit, sein Humor und seine Geduld haben mich sehr beeindruckt und über so manchen erschöpften Moment hinwegtanzen lassen.

Please meet Merlin Nyakam.

14
Aug
2008

Pubertät (2)

... ist Revolution statt Reformation. Soviel hatte ich schon verstanden.

Da wird neu erfunden, radikal und unbestechlich.
Die Welt verbessert und die alte zum Teufel gejagt.
Da wird viel geträumt und maches erprobt.
Neues gedacht und über Altes höhnisch gelacht.

Unbekümmert erwidert sie mit Verachtung den resignierten Realitätssinn der älteren Generation, deren Ideale im Hals steckengeblieben sind. "Mich nicht" schreit sie, "Mich kriegt ihr nicht" und sprüht vor Lebenskraft und Schaffenswillen.

Aber nur wenn sie nicht gerade durch Unsicherheiten und Liebeskummer abgelenkt ist. Auf dem Weg zur Revolution nicht den Bus verpasst oder in die falsche S-Bahn eingestiegen ist.

Sie ist eine wunderbar wichtige Zeit.

Unbestechlich

"Du bist ein sehr intelligentes junges Mädchen, das weiß ich", hat er gesagt (Kostenpunkt der (...) übermittelten Information: 60 Euro die halbe Stunde). "Aber man kann sehr intelligent und gleichzeitig sehr hilflos sein (...)"

Hast Du das aus `Tintin´? hätte ich beinahe gefragt. Und plötzlich hatte ich Lust mit stärkeren Geschütz aufzufahren. Ich hatte immerhin den Kerl vor mir, der meine Familie seit einem Jahrzehnt 600 Euro im Monat kostet, und das für das bekannte Resultat: drei Stunden am Tag Grünpflanzen besprühen und ein beeindruckender Konsum von Substanzen, die in Rechnung gestellt werden.

Ich spürte eine Stinkwut in mir hochsteigen. Ich habe mich zum Schreibtisch vorgebeugt und mit Grabesstimme gesagt:

"Hör mir gut zu, mein auf dem Stuhl festgefrorener Herr. Wir beide werden einen kleinen Handel abschließen. Du läßt mich in Ruhe, und als Gegenleistung sehe ich davon ab, dein kleines Geschäft mit dem Unglück zu ruinieren, indem ich in den einflußreichen Politiker- und Geschäftskreisen von Paris üble Gerüchte über dich verbreite. Und du kannst mir glauben, zumindest, wenn du fähig bist zu sehen, wie intelligent ich bin, das liegt durchaus im Bereich meiner Möglichkeiten." (...)

Obwohl ich weiß, daß es Erwachsene gibt, die unter ihrer zuckersüßen und ach so weißen Maske sehr häßlich und sehr hart sind, obwohl ich weiß, daß man nur kratzen braucht, damit die Masken fallen, schmerzt es mich, wenn es dann mit dieser Heftigkeit geschieht. Als er auf die Schreibunterlage schlug, bedeutete das:"Sehr gut, du siehst mich so wie bin, unnötig die Komödie weiterzuspielen,dein erbärmlicher kleiner Pakt soll gelten, geh mir schleunigst aus den Augen." Nun, das hat mich geschmerzt, ja, es hat mich geschmerzt.

Ich weiß zwar, daß die Welt häßlich ist, aber ich habe keine Lust es zu sehen. Ja, verlassen wir diese Welt, in der das, was sich bewegt, enthüllt, was häßlich ist.


Paloma (12), Rue de Grenelle, Paris. Besuch beim Psychiater.

Igel

aus: Die Eleganz des Igels von Muriel Barbery
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